Serie “Was macht ein gutes Nahrungsergänzungsmittel aus? – Sulforaphan

Brokkolisprossen SulforaphanTeil 7: Sulforaphan

Brokkoli und insbesondere Brokkolisprossen werden häufig in der Reihe von pflanzlichen Lebensmitteln genannt, die bei der Vorbeugung und Bekämpfung von Krebs heilen könnten. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie ein Stoff namens Sulforaphan.

Dieses gehört zur Gruppe der Glukosinolate (Senfölglykoside), die vor allem in Kreuzblütengewächsen (Brassicagewächse) wie Kohl, Rettich, Senf und Kresse vorkommen und z. B. Kohlrabi, Radieschen, Meerrettich oder Kapuzinerkresse ihren charakteristisch scharfen Geschmack verleihen. Glukosinolaten werden allgemein verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt, weshalb Brassica-Vertreter zu den besonders empfehlenswerten Gemüsesorten gehören. Das Interesse der Krebsforschung hat jedoch in erster Linie Sulforaphan geweckt, das neben Brokkoli auch in anderen Kohlsorten wie Grünkohl oder Rosenkohl vorkommt.

Wie wirkt Sulforaphan bei Krebs?

Viele der Erkenntnisse, über die wir heute zur Wirkung von Sulforaphan bei Krebs verfügen, wurden am Universitätsklinikum Heidelberg und vom Deutschen Krebsforschungszentrum gewonnen.

Sulforaphan wirkt indirekt antioxidativ, indem es Entgiftungsenzyme aktiviert und so die Entschärfung von Radikalen ankurbelt. Krebshemmende Effekte wurden mittlerweile in einer Vielzahl an Krebszelltypen nachgewiesen, u. a. in Zellen von Darmkrebs[note]Kim, D. H. et al. (2015): Sulforaphane inhibits hypoxia-induced HIF-1alpha and VEGF expression and migration of human colon cancer cells. Int J Oncol 47 (6): 2226–2232. [Link zum Abstract].[/note], [note]Liu, K. C. et al. (2016): Sulforaphane Induces Cell Death through G2/M Phase Arrest and Triggers Apoptosis in HCT 116 Human Colon Cancer Cells. Am J Chin Med: 1289–1310. [Link zum Abstract][/note], [note]Martin, S. L.; Kala, R.; Tollefsbol, T. O. (2017): Mechanisms for inhibition of colon cancer cells by sulforaphane through epigenetic modulation of microRNA-21 and human telomerase reverse transcriptase (hTERT) down-regulation. Curr Cancer Drug Targets. [Link zum Artikel].[/note], Brustkrebs[note]Sarkar, R. et al. (2012): Sulphoraphane, a naturally occurring isothiocyanate induces apoptosis in breast cancer cells by targeting heat shock proteins. Biochem Biophys Res Commun 427 (1): 80–85. [Link zum Abstract].[/note], Pankreaskrebs[note]Ganai, S. A. (2016): Histone deacetylase inhibitor sulforaphane: The phytochemical with vibrant activity against prostate cancer. Biomed Pharmacother 81: 250–257. [Link zum Abstract].[/note] und Bauchspeicheldrüsenkrebs[note]Kallifatidis, G. et al. (2009): Sulforaphane targets pancreatic tumour-initiating cells by NF-kappaB-induced antiapoptotic signalling. Gut 58 (7): 949–963. [Link zum Abstract ].[/note]. In den hierbei durchgeführten Zellversuchen blockierte das Glukosinolat die Teilungsfähigkeit der Krebszellen und förderte deren Absterben (Apoptose).

In einer ersten Pilotstudie mit 20 Patienten mit wiedergekehrtem Prostatakrebs, die über 20 Wochen Kapseln mit Brokkolisprossenpulver (Sulforaphangehalt ca. 88 mg) erhielten, sank bei einem Patienten der PSA-Spiegel um etwa 70 %, bei weiteren 7 Patienten um 3-20 %. Nur bei 1 Patienten hatte sich der Wert verdoppelt[note]Alumkal, J.J. et al. (2015): A phase II study of sulforaphane-rich broccoli sprout extracts in men with recurrent prostate cancer. Invest New Drugs; 33(2):480-9. [Link zum Artikel].[/note]. Weitere Patientenstudien laufen derzeit.

Weitere wichtige Erkenntnisse, sind ebenfalls dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum zu verdanken. So waren die Heidelberger Forscher die ersten, die an einem Mausmodell für Prostatakrebs nachwiesen, dass Sulforaphan auch die besonders aggressiven Tumorstammzellen angreift und deren Anreicherung entgegenwirkt[note]Pressemeldung Universitätsklinikum Heidelberg: Wie Brokkoli-Wirkstoffe die Krebstherapie unterstützen [Link zum Webbeitrag ].[/note]. Tumorstammzellen werden dafür verantwortlich gemacht, dass Krebs erneut auftritt. Bei der klassischen Krebstherapie werden in erster Linie die empfindlichen normalen Krebszellen angegriffen, während Tumorstammzellen vergleichsweise resistent sind. Der Tumor wird zwar augenscheinlich kleiner, doch nach Ende der Therapie können die Tumorstammzellen sich wieder vermehren und zeigen dann oft ein noch aggressiveres und resistenteres Verhalten. Die Heidelberger Forscher vermuten daher, dass eine sulforaphanreiche Ernährung bei Krebspatienten die Ansammlung von Tumorstammzellen verringern und so die Wirkung der Chemotherapie verbessern könnte. Unterstützend kommt hinzu, dass viele Kohlsorten zudem Quercetin enthalten, das die Wirkung des Glukosinolats synergistisch verstärkt.

Wie kann ich Sulforaphan am besten zu mir nehmen?

Brassica Nr.2 im TAVARLINShop
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Sulforaphan kommt typischerweise in Kohlsorten wie Brokkoli, Grünkohl und Rosenkohl vor. Besonders reichhaltig sind dabei die Keimlinge und Sprossen. Empfehlenswert sind vor allem Brokkolisprossen.
Aufgrund der vielversprechenden Wirkung von Sulforaphan haben Züchter mittlerweile eine alte Wildkohlsorte neu kultiviert, die nun unter dem Namen Brassica Nr. 2 bekannt ist. Durch Kreuzung von Brokkoli, Grünkohl und Rosenkohl entstand so eine Kohlsorte, deren Keimlinge und Blattsprossen besonders reich an Glukosinolaten wie Sulforaphan aber auch an Flavonoiden wie Quercetin sind.

Wann lohnt sich eine Supplementation mit Sulforaphan und was ist zu beachten?

Ausgehend von den Forschungsergebnissen des Heidelberger Uniklinikums und des Deutschen Krebsforschungszentrums kann es für Krebspatienten während und nach der Therapie sinnvoll sein, sich sulforaphanreich zu ernähren. Wer seine Sulforaphan-Zufuhr noch ergänzen möchte, kann zusätzlich auf Präparate in Kapselform zurückgreifen. Da Brassica-Arten neben Glucosinolaten auch weitere synergistisch wirkende, bioaktive Pflanzenwirkstoffe wie z. B. Quercetin enthalten, ist es empfehlenswert, auf Präparate mit natürlichem Pflanzenextrakten zu achten. Meist werden Keimlinge und Blattsprossen hierfür schonende gefriergetrocknet und zu einem Pulver vermahlen, dass pur oder in pflanzliche Kapseln verpackt supplementiert werden kann. Pulver der Kohlsorte Brassica Nr. 2 sind durch ihren hohen Sulforaphan-Gehalt dabei besonders geeignet. Die durchschnittliche Tagesdosis liefert dem Körper dabei etwa so viele wertvolle Inhaltsstoffe wie 150-200 g roher Brokkoli.


Quellen